Warum schreibt Silvia ihrem Lieblingspromi?

«Ich bewundere sie vor allem aus sportlicher Sicht», sagt Silvia Bürki. «Aber auch, weil sie eine Kämpferin ist, genau wie ich.» Die frisch Pensionierte betont, dass die Geschichte von Martina Hingis trotz vieler Schlagzeilen eine Erfolgsgeschichte sei. Auch Silvia hatte als alleinerziehende Mutter von zwei Buben und einem Mädchen oft zu kämpfen. «Als ich mich von meinem Mann getrennt hatte, kam der Jüngste gerade mal in die erste Klasse. Ich musste arbeiten gehen, und die Kinder hatten halt nicht so viele materielle Dinge wie andere. Aber ich wollte nie Geld von der Sozialhilfe, obwohl es mir zugestanden hätte. Ich wollte den Alltag allein hinkriegen.» 

Weihnachtskarten für die Nachbarn

Silvia Bürki sitzt am Wohnzimmertisch ihrer Parterrewohnung in Burgdorf. «Ein Zufall, dass wir hier gelandet sind», sagt die Berner Oberländerin, die im Diemtigtal aufgewachsen ist.«Mein Partner ist Ostschweizer, und wir wählten vor 13 Jahren einen Ort aus, der etwa in der Mitte unserer damaligen Arbeitsorte lag.» Die moderne Überbauung befindet sich auf einem stillgelegten Bierbrauareal. Der markante «Brauiturm» steht unter Heimatschutz und wurde in die Architektur miteinbezogen: «Oben gibt es Eigentumswohnungen, unten ein Gemeinschaftsraum», erklärt die 65-Jährige, die bis vor Kurzem als Buchhalterin im Sozialdienst gearbeitet hat. Eine gute Nachbarschaft ist Silvia wichtig. So bringt sie den Bewohnern etwa selbst gefärbte Ostereier und schreibt ihnen zu Weihnachten eine handgeschriebene Karte. «Wenn ich noch Freunde und Verwandte dazu zähle, komme ich schnell mal auf 60 Stück.» Das Besondere: Alle werden von Hand geschrieben, der Text ist immer persönlich.

Der Tintenkiller ist tabu

Bevor es ans Schreiben mit dem Füller geht, wird jede Karte mit dem Lineal fein säuberlich liniert. Und wenn sie sich mal verschreibt, kommt dann der Tintenkiller zum Einsatz? «Um Himmels willen nein», verwirft Silvia die Hände und lacht. «Dann beginne ich natürlich wieder von vorne.» Sie sei halt eine Perfektionistin. Schon als Kind ist sie mit ihrer Schönschrift aufgefallen, motiviert vom Lehrer und einer Episode an einem Dorffest: Der damalige Ladenbesitzer, schon etwas angesäuselt, habe lautstark verkündet: «Wenn nur alle die Einzahlungsscheine so schön schreiben würden wie die ‹Silä›, dann hätte die Post viel weniger zu tun.»

Dieses Jahr gibts dünne Post

Für den Brief an Martina Hingis hat sie sich als grosser Fan besonders viel Mühe gegeben. «Leider hatte ich als Alleinerziehende weder die Zeit noch das Geld, um Martina live zu erleben. Aber wenn immer möglich, verfolgte ich die Spiele im TV.» Heute ist dies etwas anders. Neben dem Schreiben und der Gartenarbeit verbringt Silvia viel Zeit mit Golfen. Und im Winter spielt sie mit ihrem Partner, einer Nachbarin und deren Sohn Tennis. Schon bald gehts in die Ferien nach Simbabwe und Südafrika. «Wir sind passionierte Golfer und waren schon auf unzähligen Plätzen auf der ganzen Welt.» Wegen dieser Reise und auch weil noch eine Operation an der Schulter ansteht, werden wohl dieses Jahr die Weihnachtszeilen etwas bescheidener ausfallen.