Gewusst wie

«Nächster Halt: Dorfstrasse 21, Schlatt-Haslen»

Die Schweiz hat das weltweit dichteste Netz an öffentlichen Bahn- und Busverbindungen. PostAuto macht dieses Netz noch dichter: «PubliCar» bringt Reisende auch an Orte ohne öffentliche Haltestelle. Seit Sommer 2021 kommt der Rufbus in Appenzell per App-Bestellung. Wir haben diese App getestet.

Fredy Gasser

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Rufbus PubliCar in der Region Appenzell.
Abseits der normalen Postauto-Routen verkehrt in der Region Appenzell der Rufbus PubliCar – seit zwei Jahren auch per App bestellbar. (Copyright: Michael Sieber)

Das Bilderbuchwetter hat an diesem Tag eine Adresse: Dorfstrasse 21 in Schlatt-Haslen. Dort, so hatte uns die Google-Suche angegeben, stehe die Bezirksverwaltung Schlatt-Haslen, mitten in den prächtig blühenden Voralpen-Hügeln des Appenzellerlandes. Über uns ein tiefblauer Himmel, der diesen Test-Tag zu einem Fest-Tag macht. Der Test: Wie kommen wir zur Dorfstrasse 21 in Haslen, wenn wir nicht zu Fuss laufen wollen? Dorthin fährt  zumindest am Wochenende - kein Zug und kein Postauto. Aber seit zwei Jahren kann man per App den Rufbus PubliCar von Postauto bestellen. Genau das machen wir und probieren es aus.

Die App installieren

Im Schatten des rot-weissen Bahnhofsgebäude installieren wir die App. Ein paar Klicks, ein kurzer Download und schon begrüsst sie einen: «Willkommen». Handynummer eingeben, Bestätigungs-SMS erhalten und eintippen, schon lesen wir, wie die PubliCar-App funktioniert:

  1. Wählen Sie Ihre Abfahrts- oder Ankunftszeit und geben Sie Ihr Start und Ziel ein.
  2. Wir suchen ein PubliCar für Sie.
  3. Sie buchen. Wir holen sie ab. Ganz einfach!

Wo ist der PubliCar?

Wir gehen schon einmal los und schlendern durch den herausgeputzten Ortskern von Appenzell, vorbei an reich verzierten Fassaden. Wir erreichen den Landsgemeindeplatz und geben ihn als Startpunkt in die PubliCar-App ein. Ziel: Dorfstrasse 21, Schlatt-Haslen. Die App rechnet kurz und teilt mir die Ankunftszeit mit. Uns bleiben 37 Minuten, perfekt für einen Milchkaffee im nahen Restaurant-Garten. Fünf Minuten vor Abfahrt wandern unsere Blicke über den Platz: Aus welcher Richtung wird der Bus kommen? Während wir uns umschauen, blitzt schon seine gelbrote Front zwischen den Häuserzeilen hervor. Der 13-Plätze-Bus hält direkt vor uns. «Guete Tag!» – «Güetu Tag!». Chauffeur Bruno Walser hält sich nicht lange auf, lenkt seinen Bus routiniert durch die Strassenkreuzungen und wir fahren auf einem schmalen Strässchen die Hoger hoch.

Blick aus dem PubliCar
(Copyright: Michael Sieber)

Die App bestimmt die Route

PubliCar ist ein ganz anderer Dienst als normale PostAuto-Touren, weil die PubliCar-App während der Fahrt laufend neue Abhol-Adressen oder Ziele dazufügen kann und die Tour damit verändert. Da könne der Zeitplan schon einmal eng werden, sagt Chauffeur Bruno. «Für uns Einheimische ist dann klar: Wir fahren nach der App, aber unsere Ortskenntnis hilft natürlich ebenfalls.» Als langjähriger Landwirt mit eigenem Hof im nahen Gais kennt er jeden Hügel in der Region.

PubliCar für jedes Alter

Menschen allen Alters bestellen den PubliCar. Rund 40 Prozent per App, die anderen per Telefon. «Die älteste Passagierin ist 99», erzählt Bruno, «sie fährt mit dem PubliCar in ihre Physiotherapie.» Bruno kennt nicht nur alle Strassen, er kennt auch die Menschen. Mein Blick bleibt an einem leuchtend gelben Haus mitten in den Hügeln hängen. Bruno weiss: «Das ist typisch für Innerrhoden.» 

Wir biegen in die Dorfstrasse Haslen ein, passieren den einladenden Bau der «Krone» und schon hält der PubliCar. «Dorfstrasse 21, voilà», sagt Chauffeur Bruno. Doch dort ist die Bezirksverwaltung gar nicht; diese befindet sich nämlich an der Dorfstrasse 36. Google hatte sich geirrt und die App fast schon zu gut funktioniert.

Dorfstrasse in Haslen-Schlatt, im Hintergrund das Gasthaus «Krone»
Testfahrt-Ziel erreicht: Dorfstrasse in Haslen-Schlatt, im Hintergrund das Gasthaus «Krone». (Copyright: Michael Sieber)

Eine punktgenaue Landung

Da wir auf dieser Fahrt die einzigen Reisenden sind, fährt uns Bruno gleich wieder zurück zum Landsgemeindeplatz in Appenzell. Verabschieden, aussteigen, schon muss er weiter. Sein PubliCar ist gefragt. Unser Test-Fazit zur PubliCar-App fällt kurz und bündig aus: funktioniert perfekt.

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